Fischereigesellschaft Innsbruck

Die letzten ihrer Art?

12.11.2020, Inn

Kapitale Forellen, Äschen, Hechte oder Huchen ziehen das Interesse von Fischern naturgemäß an. Daneben verschwinden Kleinfischarten leicht aus dem Blick. Dabei sind sie enorm wichtig für ökologisch intakte Gewässer, die auch Großfische produzieren können. Daher schauen wir einmal genauer auf Koppen, Bachschmerlen & Co., die in unseren Revieren noch vorkommen.

Wie vital die Lebenswelt unter Wasser ist, zeigt sich überall, wo halbwegs geeignete Lebensräume noch erhalten geblieben sind oder wieder hergestellt wurden. Flussaufweitungen, naturnah angebundene und restrukturierte Seitenbäche oder ganz einfach von der Verbauung „übersehene“ Gerinne und Feuchtgebiete stellen die wichtigsten Fundstellen für solche Kleinfischarten dar. Erzählungen älterer Fischer machen klar, dass deren massiver Rückgang oft erst seit einer Generation erfolgt ist. Vielfach wurden sie als Köderfische verwendet, man konnte aus ihrem scheinbar unerschöpflichen Vorkommen immer genügend Exemplare entnehmen. Mittlerweile sind sie teilweise streng geschützt – „leider zu spät“ wird man oft sagen müssen.

Vor allem Elektrobefischungen bringen solche Vorkommen ans Tageslicht, eher selten kann man sie im Gewässer beobachten oder im Mageninhalt von entnommenen Großfischen entdecken. Der noch unverbaute Inn mit seinen Altarmen und Nebengerinnen bildete einst den Lebensraum für Elritze, Bitterling, Steinbeißer, Koppe, Gründling, Bachschmerle, Moderlieschen, Giebel und Neunauge. Vielleicht überraschend: Fast alle hier aufgelisteten Arten wurden – vielfach nur in Einzelnachweisen – in den letzten Jahren im Tiroler Inn vorgefunden, die meisten sogar in unseren Revieren!

Hier einige Beispiele, wann und wo kürzlich Kleinfische vorgefunden wurden:

· Koppe – der noch am häufigsten anzutreffende Kleinfisch, vor allem in Seitenbächen

· Neunauge – 2020 Inn bei Breitenbach

· Elritze – 2018 im Rahmen der GZÜV-Befischung im Raum Mils – Baumkirchen

· Gründling - 2018 unterhalb Telfs

· Bachschmerle – 2019 im Völser Gießen

· Moderlieschen – 2019 in der Gaisau

· Giebel – 2015 in einem Biberbau bei Telfs

Das Überleben der meisten hier aufgelisteten Arten dürfte auf der Kippe stehen. Nur wenn sie geeignete Lebensräume und -bedingungen vorfinden, können sie überlebensfähige Bestände ausbilden. Vor allem monotone Ufer, Schwallbetrieb und hart verbaute Seitenbachmündungen verhindern das derzeit. Jetzt entscheidet sich, ob wir in ein paar Jahren immer noch so eine Liste der letzten Überlebenden vorlegen können. Auf den Bildern der folgenden Galerie liegen viele davon in unserer Hand – das kann man durchaus symbolisch deuten!