Fischereigesellschaft Innsbruck

Feine Feinde

14.12.2018, Am Wasser

"Früher" ist das Zauberwort, mit dem Erzählungen älterer Fischer von paradiesischen Zuständen am Fischwasser beginnen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie längst vergangen und von einer enttäuschenden Gegenwart überholt sind. Die Suche nach den Ursachen bringt oft Erstaunliches zutage. Feinsedimente sind ein Faktor, der dabei als Grund für die Veränderungen eher selten vorkommt.

Dabei richtet sich der Blick von Experten bei der Suche nach Ursachen für die Verschlechterung von Gewässern immer stärker auf dieses Thema. Ein höherer Eintrag von Feinsedimenten zerstört die Lebensbedingungen von Fischnährtieren und wirkt sich auch unmittelbar auf die Fische aus. In erster Linie beschädigen Feinsedimente Laich und Jungfische und stören auch die Nahrungsaufnahme erwachsener Fische. Starke Konzentrationen führen sogar zu deren Tod durch Ersticken.

Dabei gehören Feinsedimente wie jedes andere Geschiebe zum natürlichen Geschehen in einem Fischwasser. Besonders die Schnee- und Gletscherschmelze  oder Starkregen verursachen natürliche Sedimentfrachten. Der große Unterschied zum vermehrt künstlich erzeugten Eintrag von Feinsedimenten: Solche Naturereignisse enden immer mit einer "Klarspülung", das zurückgehende Wasser ist sauber und hinterlässt einen gewaschenen Flussgrund. Im Gegensatz dazu verklebt Schmutzwasser durch Schwallbetrieb, Baustellen, Kläranlagen und landwirtschaftliche Erosion den Kies der Gewässersohle.

Verantwortlich für das Problem sind vor allem die moderne Landwirtschaft, die Zunahme an versiegelten Flächen, neue Eintragspfade in die Gewässer, der Wasserbau und die E-Wirtschaft. In wissenschaftlichen Publikationen finden sich zahlreiche Details zur zunehmenden Belastung durch Feinsedimente. Ein Standardwerk stellt die Studie "Feinsedimente in schweizerischen Fliessgewässern" aus der Schweiz (2002) dar. Ganz aktuell ist die Untersuchung "Feinsedimente in den Flüssen Oberösterreichs" des Büros Blattfisch in Linz (2018).

Apropos "früher" - Peter Ustinov spendet allen frustrierten Fischern dazu einen tröstlichen Gedanken: "Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen."